LINKE Hartz4-Hilfe Wetterau

Wo erhalten Sie Rat und Hilfe, wenn es Probleme mit dem Jobcenter oder bei der Sozialhilfe gibt? Wer hilft beim Ausfüllen von Formularen? Wer hört sich auch mal Sorgen oder Schwierigkeiten an und begleitet Sie zu Behördenterminen?
Die „Linke Hartz4-Hilfe Wetterau“ wurde von Menschen gegründet, die Erfahrung mit Hartz4 gemacht haben.

665 15 8 2019 Vortand H4 Hilfe (v.l.n.r.) Peter Eickmann (Kasse), Anja ElFechtali (Vorsitzende), Karlheinz Hofmann (stellvertretender Vorsitzender)

Der Verein bietet:

  • ehrenamtlich Sprechstunden im Roten Laden an
    (Usagasse 26, Friedberg).
  • Jeden Montag von 14 bis 16 Uhr und jeden Donnerstag von 16 bis 18 Uhr (werktags) können Sie Rat und Hilfe erhalten.
  • Wenn Sie das möchten, können Sie sich auch selbst engagieren.
  • Email:

 

Aktuell:

Für die nächsten 10 Jahre gut aufstellen

Der Verein "Linke Hartz4-Hilfe Wetterau" wählte auf seiner Jahreshauptversammlung am 4. 5. 2023 einen neuen vergrößerten Vorstand. Die wiedergewählte Vorsitzende Anja ElFechtali erklärt: "Der Verein ist im letzten halben Jahr auf 154 Mitglieder angewachsen. Da ist es folgerichtig, dass auch der Vorstand größer sein sollte." Das neu gewählte Gremium besteht nun aus 8 Personen. Stellvertretender Vorsitzender ist weiterhin Karlheinz Hofmann, Kassenwart Peter Eickmann. Als Beisitzer wurden gewählt: Emir Can Yilmaz, Ivan Dimitrov, Erdal Kanbur, Khan Dawlatzay und Garabet Boghosian.

Die wichtigste Arbeit des Vereins sind die Sozialsprechstunden im Roten Laden, die zweimal wöchentlich stattfinden: montags von 14 bis 16 Uhr und donnerstags von 16 bis 18 Uhr. "Wir leisten ehrenamtlich Hilfe zur Selbsthilfe und begleiten durch den Behördendschungel", sagt ElFechtali. "Dass zu jeder Sprechstunde etwa 20 Hilfesuchende kommen zeigt, wie nötig diese Unterstützung ist. Es gibt viel zu wenig Anlaufstellen, die den Menschen bei den umfangreichen Anträgen und bei ihren vielen Fragen zur Seite stehen. Dazu kommen Sprachprobleme. Das Jobcenter hat seinen sowieso nur für Ukrainer:innen vorgehaltenen Dolmetschedienst aufgelöst. Doch Behördendeutsch verstehen auch viele Muttersprachler nicht ausreichend. Im Jahr 2022 haben ca.1200 Hilfesgespräche stattgefunden."

Zum Jahreswechsel konnte die Hartz4-Hilfe ihren 10. Geburtstag feiern. Zu diesem Anlass hatte der Verein den bekannten Armutsforscher Dr. Christoph Butterwegge eingeladen: Zum Forum "Reichtum für wenige - Armut für viele?" waren über 100 Interessierte in die Friedberger Stadthalle gekommen. Karlheinz Hofmann verweist auf die Brisanz der Armut: "In Hessen ist die Armutsquote aunf 18,5 Prozent gestiegen. Viele Menschen sind von Armut bedroht, besonders Mieten und Energiekosten belasten die unteren Einkommen sehr stark. Wir wollen, dass der soziale Wohnungsbau angekurbelt wird und die OVAG Sozialtarife einführt. Und man muss natürlich über eine angemessene Besteuerung der Hypervermögen sprechen!"

Entsprechend engagiert diskutierte die Jahreshauptversammlung über zukünftige Pläne. Es wurde beschlossen, für den Verein einen neuen Namen zu suchen. Denn mit der Umbenennung der Jobcenter-Leistungen zum "Bürgergeld" wird der alte Name bald nicht mehr verständlich sein. Jetzt werden Vorschläge gesammelt.
Ein weiteres Forum im Frühjahr 2024 soll prekäre Arbeitsverhältnisse genauer unter die Lupe nehmen. Nicht zuletzt der Streik der Lastwagenfahrer in Grävenhausen hat gezeigt, wie skrupellos Arbeiter:innen ausgenutzt werden. Viele der prekär Beschäftigten sind Osteuropäer:innen und Migrant:innen, die wenig Unterstützung haben.
Ein Dauerthema bleiben steigende Mieten und Energiepreise. Es zwar gibt in der Wetterau wenig große Immobilienhaie aber viele private Wohnungsbesitzer in Goldgräberstimmung. Es wurden öffentliche Aktionen beschlossen, um Druck für sozialen Wohnungsbau und Sozialtarife beim Strom zu machen.
Die migrantischen Mitglieder der Hartz4-Hilfe wünschen sich, dass sie nach fünf Jahren in Deutschland das kommunale Wahlrecht wahrnehmen können. "Es wird Integration gefordert aber gesellschaftliche Teilhabe und Mitbestimmung verwehrt. Deutschland ist ein Einwanderungsland", sagt Emir Can Yilmaz. "Hetze und Fremdenfeindlichkeit lösen keine Probleme!"

IMG 2316 small

 

Geburtstagsfeier: 10 Jahre Linke Hartz4-Hilfe

Großes Fest zum 10. Geburtstag der Linken Hartz4-Hilfe Wetterau: Viele nette Gäste, ein politischer Rückblick, gutes Essen und Musik.
In 10 Jahren ist viel passiert. Leider sind wir nicht überflüssig geworden. Wir setzen alles dran, dass wir das in den nächsten 10 Jahren schaffen: Auch Bürgerhartz ist Armut per Gesetz!

P1000122 small  22 1 2023 10 Jahre H4Hilfe 027 small 

324257959 1380134439188883 4700042965505799365 n  324579831 703380907898638 3436022767894873721 n

  22 1 2023 10 Jahre H4Hilfe 090 small

Geburtstags-Matinée im Roten Laden: Linke Hartz4-Hilfe wird 10 Jahre

Matinee2

Kaum zu glauben:

Im November 2012 wurde der Verein "Linke Hartz4-Hilfe Wetterau" gegründet.
Seit Januar 2013 finden zweimal in der Woche Sozialsprechstunden im Roten Laden statt.

Klar sind wir stolz darauf, so lange durchgehalten zu haben.
Aber dieses 10-jährige Jubiläum ist eine traurige Angelegenheit.
Dass so viele Menschen von Armut betroffen sind, dass so viele Menschen im Niedriglohnsektor arbeiten müssen und der Lohn nicht fürs Leben reicht und dass sie mit den Tücken des Hartz4-Systems nicht klar kommen, das ist eine Schande!
Sanktionen, Druck und Bürokratie machen die Menschen mürbe. Existenzsorgen machen krank.
Wir wollten von Beginn an nicht allein mildtätig arbeiten. Pestalozzi sagte: „Wohltätigkeit ist das Ersaufen des Rechts im Mistloch der Gnade.“ Da hat er sehr recht, denn es geht um soziale Rechte und nicht um milde Gaben.
Armut und Reichtum sind keine Kollateralschäden der Globalisierung, wie man uns oft glauben machen möchte. Sie sind im kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystem vielmehr strukturell angelegt. Armut ist gewollt und bewusst erzeugt, sie diszipliniert die arbeitenden Menschen, die Angst vor dem sozialen Abstieg haben sollen. Angst vor Armut sichert die bestehenden Verhältnisse. Deshalb arbeiten viele unserer Vereinsmitglieder gleichzeitig politisch. Wir bringen die Themen aus der Sozialsprechstunde in den Kreistag ein. Wir klären auf, diskutieren überall, wo es möglich ist über Sozialpolitik und die Ursachen von Armut. Bei einer Armutsquote von 18,5 Prozent in Hessen ist das auch bitter nötig!

Die Sozialsprechstunde macht Weihnachtsferien

Über Weihnachten hat die Sozialsprechstunde geschlossen.

In Notfällen (!) sind wir per e-mail erreichbar (siehe oben) oder telefonisch: Von 10 bis 16 Uhr unter der Nummer 0175 3561805

Letzte Sprechstunde im alten Jahr: 22. Dezember 2022

Erste Sprechstunde im Neuen Jahr: 16. Januar 2023

Wir wünschen allen erholsame Feiertage und einen guten Rutsch ins Neue Jahr!

Armutsforscher Dr. Christoph Butterwegge: Niedriglöhne und Zeitarbeit bieten keine Perspektive, um der Armut zu entkommen

Mehr als hundert interessierte Gäste waren einer Einladung des Vereins „Linke Hartz4-Hilfe Wetterau“ gefolgt. In der Stadthalle Friedberg fand das fünfte Forum des Vereins statt unter der Überschrift „Reichtum für wenige – Armut für viele?“. Referent und Diskussionspartner war der emeritierte Professor der Universität Köln, Dr. Christoph Butterwegge, der als „Armutsforscher“ bekannt ist. Buttewegge selbst betonte, dass er sich nicht allein mit der zunehmenden Armut beschäftigt. Die Ungleichheit und die Spaltung der Gesellschaft in ganz wenige Hyperreiche und eine steigende Zahl armer Menschen müsse man zusammen sehen. Es ist bekannt, dass bereits zu Jahresbeginn 2020 – also vor Corona und Ukrainekrieg - die reichsten 45 Familien in Deutschland so viel besaßen wie die ärmere Hälfte der Bevölkerung. In Europa ist Deutschland das Land mit dem stärksten Anstieg der sozialen Ungleichheit in den letzten 20 Jahren. Durch Inflation und Wirtschaftskrieg verschärft sich die Ungleichheit noch.
Maßnahmen zur Armutsbekämpfung gibt es derzeit nicht. Krisenbeihilfen federn bestenfalls die schlimmsten Belastungen bei den Energiekosten ab. Butterwegge warnt davor, das Thema Armut als „Jammern auf hohem Niveau“ zu bagatellisieren. Die 13,8 Millionen Menschen, die in unserem Land in Armut leben müssen, erfahren massive soziale Ausgrenzung, die sich auf die Psyche auswirkt und schlimmer sein kann, „als mit leerem Magen schlafen zu gehen“. Doch auch Hunger ist ein Thema. Davon zeugen 960 Tafeln, die hoffnungslos überlastet sind. Vor diesem Hintergrund kritisiert Butterwegge auch die Umwandlung von Hartz4 in Bürgergeld. „Das ist keine Politik, die Armut bekämpft.“ Bei steigenden Mieten, Energie- und Lebenshaltungskosten gleichen 50 Euro höhere Leistungen bestenfalls die Inflation aus. Da sowieso rund 70 Prozent der Hartz4-Leistungsberechtigten arbeiten aber in Billiglohnverhältnissen viel zu wenig zum Leben verdienen, wären arbeitspolitische Maßnahmen mehr als dringend nötig. Niedriglöhne und Zeitarbeit bieten keine Perspektive. Es braucht ausreichend bezahlte, tarifgebundene Arbeitsplätze.
Das gilt auch für Migranten. „Integration, die man zu Recht von den Migranten erwartet, ist keine Einbahnstraße, sondern kann nur gelingen, wenn wir die Voraussetzungen dafür schaffen und Migranten gleiche Rechte und soziale Chancengleichheit einräumen“, sagt Butterwegge. Davon ist die Politik mit dem neuen Bürger-Hartz meilenweit entfernt.

Das fünfte Forum der Linken Hartz4-Hilfe: Reichtum für wenige - Armut für viele?

Zum Forum waren 105 Gäste gekommen. Dr. Butterwegge erläuterte die Ursachen von Armut und zeigte auf, dass soziale Ungleichheit ernste Folgen für die Gesellschaft hat. Abgehängte Menschen verlieren das Interesse an demokratischer Beteiligung. In seinem Vortrag zeigte er, dass die Ursache sozialer Ungleichheit in der ungerechten Verteilung von Vermögen und der Steuerentlastung besonders der Hypervermögen liegt. Kapitalismus ist eine Wirtschaftsform, die diese Ungleichheit erzeugt.
Aus dem Publikum gab es zahlreiche Diskussionsbeiträge. Und auch Musik durfte nicht fehlen: Der Chor "Links spielt die Musik" sang zusammen mit "Dynamo Frankfurt" Lieder von Bertolt Brecht und Hanns Eisler. Zuletzt gab es einen Run auf die Bücher, die Dr. Butterwegge mitgebracht hatte.

  

IMG 5326a small

IMG 5365a small

IMG 5421a small   IMG 5433a small

IMG 5470a small   IMG 5486a small

IMG 5482a small

 

Chor:

220 chor logo

Linksjugend